Guggenheim – der Economic Hit Man der Kulturbranche?

Guggenheim Helsinki Finalist (Foto: Guggenheim)
Guggenheim Helsinki Finalist (Foto: Guggenheim)

KOPENHAGEN/VENEDIG. Die amerikanische Guggenheim Stiftung stellt sich gerne als der große, selbstlose Förderer der Kunst dar. Doch wenn in einer anderen Stadt ein Guggenheim Museum eröffnet werden soll, geht es vor allem um eins: Geld. Denn solch ein Haus verschenkt die Stiftung nicht. Stattdessen kassiert sie für Konzept, Programmgestaltung und Nutzung des Namens viele Millionen Euro. Im Gegenzug werden mehr Touristen und entsprechend steigende Einnahmen versprochen. Wer gemein sein will, sagt, die weltberühmte amerikanische Institution zwinge Städten ihr Konzept nahezu auf und nehme diese aus – in etwa so wie es Economic Hit Men mit Entwicklungsländern machen.

OfficsUS vor dem Amerikanischen Pavillon in Venedig (Pressefoto von OfficeUS David Lundberg-Esto).
OfficsUS vor dem Amerikanischen Pavillon in Venedig (Pressefoto von OfficeUS David Lundberg-Esto).

Ein gutes Beispiel für die Methode Guggenheim bietet die Stadt Helsinki. Als dort 2012 der Plan für ein Guggenheim Museum wegen heftiger Kritik aus der lokalen Kulturszene von der Politik gestoppt wurde, gab die Stiftung nicht auf, sondern engagierte eine PR-Agentur. Mit Erfolg. In der finnischen Hauptstadt wurde ein Architekturwettbewerb für den Museumsneubau ins Leben gerufen – gesponsert von einer mächtigen örtlichen Stiftung. An dem nahmen auch die Vertreter der USA bei der diesjährigen Architektur Biennale in Venedig teil, wo ich sie traf und über deren Vorschlag für ein Guggenheim Helsinki interviewte (zu lesen in der FAZ). Doch auch die Gegner geben nicht auf. Sie wollen lieber ein Haus, dass innovative Kunst fördert und haben soeben ebenfalls einen internationalen Wettbewerb gestartet.

Der Streit in Helsinki ist exemplarisch dafür, wie umstritten die Methode Guggenheim ist. Es ist ein Kampf zwischen jenen, die Kultur vor allem als Standortmarketing sehen und jenen, denen es vor allem um Inhalte geht. In Finnland ist das vor allem die Organisation Checkpoint Helsinki.

Am 2. Dezember wurde die Shortlist des Architekturwettbewerbs präsentiert. Aus dem Anlass habe ich für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Vorgehensweise von Guggenheim und die Diskussion darüber und über das Projekt zusammengefasst. Den Artikel gibt es nur in der Printausgabe der FAZ, der Kauf sollte aber lohnen. Am Tag des Entscheids gab ich dem Deutschlandradio Kultur ein Interview zum selben Thema und mein Text für art (mit mehr zur Architektur der Finalisten) steht online.  Hintergründe liefert auch mein Artikel für The Art Newspaper im vergangenen Jahr. Nun bleibt abzuwarten, ob das Museum diesmal die Mehrheit der Politiker überzeugen kann.

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