So wollen Islands Frauen mehr in die Medien


Der König ist der Mann (Foto: www.fka.is Screenshot)
Der König ist der Mann (Foto: http://www.fka.is Screenshot)

KOPENHAGEN. Der Island-Hype ist etwas abgeklungen, aber schon wieder versucht der kleine Inselstaat auf sich aufmerksam zu machen. Genauer die Frauen dort. Sie fühlen sich in den örtlichen Medien nicht genug repräsentiert. So würden als Interviewpartner zumeist Männer ausgewählt, beklagt FKA (Verein der weiblichen Führungskräfte in Island).

Was also tun? Eine Quote muss her!

Allerdings keine gesetzlich vorgeschriebene, sondern nur eine angepeilte und auch nur für einen Tag.

Am 20. September 2016 sollen 80% der Interviewpartner isländischer Medien (hier mein Bericht zur Pressefreiheit in Island für das European Journalism Observatory) Frauen sein – damit würde die ungleiche Repräsentation in den dortigen Medien einfach einmal umgekehrt, so FKA.

Ob es klappen wird die 80% zu erreichen? Ist letztlich nicht so entscheidend, aber in jedem Fall wird einmal mehr auf die Problematik aufmerksam gemacht. Das versucht in Deutschland in Bezug auf die Unterrepräsentation von Frauen in journalistischen Führungspositionen der Verein „Pro Quote„. Deren Ziel liegt bei 30% – allerdings ab 2017 auf Dauer und nicht nur für einen Tag.

The Danish Girl – gemalt


KOPENHAGEN. In Deutschland seit ein paar Tagen im Kino hat der Film „The Danish Girl“ über eine der ersten Transgender-Personen schon viel Aufmerksamkeit bekommen. Auf Maler-Leinwand kann die Geschichte von Lili, die von ihrer Frau Gerda Wegener immer wieder porträtiert wurde, noch bis Mai im Museum Arken vor den Toren Kopenhagens in einer Wegener-Retrospektive betrachtet werden. Für die Kunstzeitung hatte ich bereits einen Bericht darüber geschrieben (nur in der gedruckten Ausgabe), heute folgte noch meine aktuelle Kritik bei art und eine Langversion gibt es hier:

Es ist die Zeit, in der Vieles möglich war – die 1920er Jahre. Jugendstil, Frauen mit Jungsfrisuren, Feste und Freiheit standen hoch im Kurs ehe der Zweite Weltkrieg begann. Die Freiheit und unbeschwerte Freude in den Jahren davor strahlt aus den vielen Bildern der dänischen Künstlerin Gerda Wegener, die im Paris der 1920er berühmt wurde.

Ein häufig wiederkehrendes Motiv ist die junge Frau Lili Elbe. Lili in Italien, Lili in Frankreich im Badeanzug, Lili nackt von hinten auf einem Sessel. Immer wieder Lili, Lili, Lili.

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Einar Wegener als Maler (hinten) und Lili Elbe (vorne liegend) – „Ein Sommertag“ (1927). Foto: Bruun Rasmussen Auctioneers

Lili ist Gerdas Mann Einar als Frau. Einar Wegener, ebenfalls Maler, posierte nicht nur als Frau, sondern fühlte sich auch als solche und war einer der ersten Personen, die sich schon 1931 einer geschlechtsanpassenden Operation unterzogen. Und starb dann wohl an den Folgen.

Unter dem Titel „The Danish Girl“ hat der Oscar-gekrönte Regisseur Tom Hooper (The King’s Speech; Les Miserables) das Leben der beiden verfilmt. Die Schwedin Alicia Vikander spielt Gerda, die Rolle von Lili/Einar Eddie Redmayne in dem Film, der seit 7.1. in Deutschland in den Kinos ist. Das Museum Arken vor den Toren Kopenhagens zeigt zeitgleich Wegeners umfassendes Werk.

„Gerda Wegener hat mit dazu beigetragen, die Grenzen für die weibliche Geschlechtsidentität zu sprengen“, so der Kunsthistoriker Christian Gether. Wegener, sagt er, sei in allen Bereichen ein Pionier gewesen. Für das von Gether geleitete Museum Arken Grund genug, der Künstlerin die nach eigenen Angaben bisher größte Einzelausstellung zu widmen.

Tatsächlich strahlen viele ihrer Bilder die für diese Zeit so typische Ausgelassenheit und weibliches Selbstbewusstsein aus. Das gilt für die Reklame für Gesichtscreme (Frau mit Maske, 1918-25) ebenso wie für die vielen Bilder, die Szenen aus der Künstlerkolonie im französischen Beaugency zeigen (z.B. An den Ufern der Loire, ca. 1924) und erst recht die vielen in Szene gesetzten Porträts von Lili Elbe.

Anfangs schlüpfte Einar vor allem für die Bilder in die Rolle der Lili, später wollte sie dauerhaft physisch und juristisch Frau sein und wurde einer der ersten Menschen überhaupt, die sich einer entsprechenden Operation unterzogen. Wegener ging zu Magnus Hirschfeld in Berlin und benötigte mehrere Operationen, kurz nach der vierten verstarb sie. In ihren Bildern hat Wegener, die knapp zehn Jahre später starb, Elbe und ihrem und damit auch anderer Leute Wunsch ein anderes Geschlecht zu haben, ein künstlerisch interessantes Denkmal gesetzt.

„In der Sommerwärme (Lili)“ (1924) zeigt einen weiblichen Körper als auf einen Sessel geschlungenen Rückenakt. Nur der Zusatz Lili lässt vermuten, dass der Körper doch nur weiblich wirkt, denn es war Jahre vor der ersten Geschlechtsoperation, der sich Einar/Lili unterzog, dass das Bild entstand.

Bei genauerem Hinsehen könnte das bisschen Brust, das von der Seite zu sehen ist, auch männlich sein und die Malerei ermöglicht ohnehin vorab Lili weiblicher zu zeigen als es Einars Körper war.

Im Museum hängend ist die Arbeit nicht nur ein Kunstwerk mit recht klassischem Motiv, sondern auch ein Ausgangspunkt für Aufklärung. Zwar ist die dänische Ausstellung – wie so viele – vor allem von Erwachsenen in den 50ern und darüber besucht, doch es schwirren auch ein paar Kinder umher. Ein in etwa siebenjähriger Junge der das Werk mit seiner vermutlichen Mutter betrachtet, bekommt von ihr zu hören, dass es Menschen gibt, die zwar in einem Männerkörper geboren wurden, sich aber operieren lassen könnten, um ganz Frau zu sein. „Schau mal, das ist ein Mann, der hier aber ganz weiblich aussieht“, sagt sie und fragt wieso man denn nicht erkennen könne, dass es ein Mann sei. „Der Pippimann ist gar nicht zu sehen“, sagt der Kleine und ist überhaupt nicht erstaunt als er darauf hingewiesen wird, das Ärzte Geschlechtsanpassungen operativ machen könnten.

Wegener hat längst nicht nur Einar/Lili porträtiert und ihrem Partner dadurch wohl geholfen der eigenen Identität näher zu kommen, sondern auch sonst viele Frauen in Posen gezeigt, die Freiheit und Vergnügen ausstrahlen. So stellte sie Gleichstellung gleichermaßen als Selbstverständlichkeit dar.

Da ist etwa „Mädchen und Mops im Auto“ (ca. 1927). Eine junge Frau in eleganter Tracht und für diese Zeit so typischen Garconne-Kurzhaarschnitt sitzt in einem roten Cabrioletsportwagen. Nicht nur eine schicke Darstellung einer Frau am Steuer, sondern sie ist auch noch ohne männliche Begleitung unterwegs, auf dem Beifahrersitz hat ein Mops Platz genommen. Diese Frau ist so selbständig, das sie nicht nur selber Auto fährt, sondern womöglich auch noch ohne einen Mann durchs Leben schreitet.

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Frau am Steuer, na und? Gerda Wegener „Mädchen und Mops im Auto“ (ca. 1927) Foto: Morgen Pors

Für mancheinen Mag dieses Motiv vor gut 90 Jahren so provokant gewesen sein wie heutzutage eine Frau in Saudi-Arabien am Steuer. Der einzige Mann, der auf Wegeners „Mädchen und Mops im Auto“ zu sehen ist, reitet im Hintergrund in die entgegengesetzte Richtung auf einem Pferd, das so schick es auch ist, im Vergleich zum Automobil als eher altertümlich angesehen wurde.

Manche von Wegeners Arbeiten erinnern an welche von Toulouse Lautrec oder Edvard Munch, doch das ist mehr ästhetisch, die Dänin strahlt in ihrem Werk mehr Ausgelassenheit aus und weniger Ambiguität als diese beiden männlichen Kollegen. Besonders für Besucher der Berliner Ausstellung „Tanz auf dem Vulkan“ ist Wegener erhellend.

Sehr gelungen ist in Arken, dass wer aus der Ausstellung herausgeht, auf zeitgenössische Werke zuläuft, die Geschlechteridentitäten und -fragen thematisieren. Da ist eine Arbeit von Shirin Neshat zu sehen und ein Videowerk von Jesper Just, der immer wieder die Rolle vermeintlich starker Männer in Frage stellt. Und in den Räumen nebenan die Arbeiten von Bjørn Wiinblad, der Däne mag international bekannter sein als Wegener, doch im Vergleich zu ihren Arbeiten verkommen seine fast zu rein dekorativen.

Conchita rockt – sogar die Finanzwelt


KOPENHAGEN. Als ich im vergangenen Frühjahr noch bevor der Eurovision richtig losgegangen war recht spontan für The Wall Street Journal Conchita Wurst interviewte, galt die Österreicherin noch als Außenseiterin. Jetzt wurde mein Artikel mit ihr zum Top Hit bei WSJ Brussels gekürt – kein anderer der Texte dort wurde im Jahr 2014 so oft angeklickt wie dieser.

Als ich das Gespräch im vergangenen Jahr führte, kannte die englischsprachige Leserschaft das Konzept des ESC leidlich, aber mit Conchita Wurst konnte kaum jemand etwas anfangen und erst recht nicht mit ihrem Namen. Also bat ich die „bärtige Dame“ mir diesen doch einmal auf Englisch zu erklären. Divenhaft und galant legte sie los und brauchte keine zwei Minuten um zu erläutern, was Conchita und Wurst bedeutet und wieso sie sich diese Namen ausgewählt hat. Ganz jugendfrei war das nicht, sondern – zumindest für amerikanische Verhältnisse –  eher NSFW. In dem Video, das ich für WSJ.com lieferte, machten die Kollegen von The Wall Street Journal sich ein wenig über die (ehemals) konservative Einstellung des WSJ in solchen Dingen lustig.

Die Finanzwelt und all die anderen, die den Film schauten und meinen Blog dazu lasen, jedenfalls waren angetan. Eben so sehr, dass kein anderer Beitrag für WSJ Real Time Brussels im vergangenen Jahr mehr angeklickt wurde als Conchita Wurst im Interview mit mir, wie Stephen Fiedler aus Brüssel berichtet.

Schwestern zur Sonne oder Politik ist eine Baustelle


LONDON. (und diese Ortsmarke erklaert auch evtl fehlende Umlaute und sz) Da wo der Weltfrauentag international begrundet wurde, klafft heute eine Bauluecke. Und vor sieben Jahren kreisten Helikopter, die bestens ausgestattete Polizisten abseilten, um das Gebaude gewaltsam zu räumen. Die Adresse: Jagtvej 69, besser bekannt als Ungdomshuset.

Während der Räumung des Jugendzentrums wurde diese Adresse vielen ein Begriff , doch vermutlich wissen nur wenige, dass dort vor mehr als 100 Jahren der am 8. März (heute!) gefeierte Weltfrauentag begruendet wurde und dieser somit dänische Wurzeln hat. Und auch deutsche. Es waren sozialistische Politikerinnen, darunter Claraa Zetkin, die 1910 in Kopenhagen den Weltfrauentag initiierten – im Jagtvej 69. Damals hiess das Haus Folkets Hus, also Haus des Volkes.

Seit 1982 gab es in dem Gebäude das Ungdomshuset. Die jungen Leute bekamen es von der Stadt, um dort ein alternatives Jugendzentrum einzurichten. Relativ ungestört veranstalteten sie fast zwei Jahrzehnte Workshops, luden zum Essen ein oder arrangierten in Eigenregie Konzerte. Neben lokalen Bands spielten im Ungdomshuset auch ausländische Künstler, so die isländische Popsängerin Björk, bevor sie ihren großen Durchbruch erlebte.

Obwohl das Haus weitgehend akzeptiert war, wurde um die Jahrtausendwende das Ende des alternativen Jugendzentrums beschlossen. Zuvor hatte es dort einen Brand gegeben, und der Stadt war es zu riskant, für Sach- und womöglich Personenschäden bei einem weiteren Feuer verantwortlich gemacht zu werden.

Also wurde das Haus verkauft, und der Kampf um den Jagtvej 69 wurde zum Symbol der linken Szene zunächst in Dänemark, dann auch in anderen Teilen Europas. Die von vielen als Sekte bezeichnete Freikirche „Fadershus“ (Vaters Haus) erstand das Gebäude und liess es zwangsräumen, schliesslich wurde es abgerissen.

Schluss mit dem kleinen Exkurs anlässlich des 8. März. Mehr zur Geschichte des Weltfrauentages gibt es beispielsweise bei der UN. Uber den Kampf ums und Abriss des Ungdomushuset habe ich mehrfach fuer Die Welt berichtet, beispielsweise hier und hier.

Schliesslich soll auch die Kunst nicht zu kurz kommen, deshalb hier mein art-Artikel zu Shepard Faireys (ja, der mit Obamas Hope Motiv) Arbeit an der Ungdomshuset-Bauluecke.

Uebrigens heisst der Weltfrauentag auf Englisch International Women’s Day und auf Dänisch – ein wenig agressiv – Kvindernes internationale kampdag, Internationaler Kampftag der Frauen.

Weihnachten, geschlechtsneutral


KOPENHAGEN. Oh du fröhliche, oh du seelige geschlechtsneutrale Kinderweihnachtszeit! So sollte es passenderweise aus schwedischen Wohnstuben klingen. Denn in dem nordeuropäischen Land ist ein geschlechtsneutraler Spielzeugkatalog erschienen. Da tragen Mädchen Spielzeugpistolen und halten begeistert Fußbälle in der Hand während Jungs mit rosa Frisörsets um der Hüfte herumlaufen und mit bunten Schleifen dekorierte Hündchen ausführen. „Beim Reklameombudsmann, der in Schweden eine Frau ist, war mal Beschwerde eingegangen, dass Top-Toy zu sehr die klassischen Geschlechterrollen zeige. Nun machen wir es anders“, so Anne Dorte Erstad Jørgensen von „Top-Toy“. Niemand soll der größten nordeuropäischen Ladenkette für Spielzeug vorwerfen können, sie sorge dafür, dass die Kinder schon im Spiel in spätere Geschlechterrollen gedrängt werden.

Deshalb spielen Junge und Mädchen zwar auf der Titelseite des Weihnachtskataloges noch harmonisch Restaurant, doch weiter hinten ist es dann der männliche Nachwuchs der die süßen, mit bunten Schleifen dekorierten Hundestofftiere an den farbig leuchtenden Leinen hält. Wenige Seiten später föhnt ein kleiner Junge hingebungsvoll ein Mädchen – was schon lange Alltag im Kinderzimmer ist wird nun auch in der Reklame gezeigt. Und Jahre nachdem Frauen im Militär zugelassen wurden dürfen sie auch im Spielzeugkatalog Waffen tragen: Mit konzentriertem Gesichtsausdruck hat ein Mädchen die Finger am Auslöser der mächtigen Pistole des Schießspiels „Laser M.A.D.“ .

Schweden gilt international als Paradies der Gleichstellung. Erst vor wenigen Monaten wurde begonnen ein drittes, geschlechtsneutrales Personalpronomen einzuführen. Bis auf den kleinen Unterschied sind Geschlechtsunterschiede doch nur antrainiert, so lautet die Meinung vieler Schweden. Dies soll die Reklame wieder spiegeln.

Wirklich konsequent ist „Top-Toy“ aber nicht. So schläft im Justin-Bieber-Bettzeug kein Junge und im Katalog für die 18 „BR Spielwaren“-Läden, die „Top-Toy“ in Deutschland betreibt, ist es wieder ein Mädchen, das den Föhn benutzt und die Hündchen ausführt.

Hier dazu mein Artikel aus der Welt.

Frauen an die Macht?


KOPENHAGEN. Anlässlich des heutigen Weltfrauentages und der immer leicht schwelenden Diskussion um eine Frauenquote auch in Deutschland hier ein paar Links zu Artikeln zum Thema Frauenquote in Norwegen von mir. Schon recht lange her der Text in der Wirtschaftswoche von 2006, kurz nach Einführung der Quote berichtete ich für Zeit online, erst kürzlich für den Focus. Weitere Texte von mir zum Thema sind bei Welt und Financial Times Deutschland zu finden.

Let`s talk about Sex


KOPENHAGEN. Während die zwei Schwedinnen, die Julian Assange angezeigt haben, im Netz zum Teil wüst beschimpft werden, haben sie in ihrer Heimat eine Debatte losgetreten. Bekannte und unbekannte Schwedinnen und Schweden bekennen nun sexuell ausgenutzt worden zu sein oder sich selber zumindest zweifelhaft verhalten zu haben.

Auf Twitter, im Internet und den großen Medien erzählen sie von ihren Erlebnissen, die sie bisher verschwiegen haben. Unter dem Stichwort Prataomdet (Sprichdrüber) hat sich eine regelrechte Kampagne entwickelt, vergleichbar mit der Aktion „Wir haben abgetrieben“, die 1971 stern-Titel war.

Für meinen in der heutigen Ausgabe von >>Die Welt<< erschienenen Artikel habe ich mit der Initiatorin der Kampagne, der Journalistin Johanna Koljonen, und einem Mann, der sein eigenes Verhalten in Frage stellt, gesprochen. Der text kann hier online gelesen werden.

Koljonens Text, der bei >>Dagens Nyheter<< den Anfang der Debatte gemacht hat, gibt es hier (natürlich auf schwedisch).

Thema Zwangsprostitution: wenig Interesse bei Männern


KOPENHAGEN. Anlässlich des offiziellen Tages gegen Menschenhandel fand am 18. Oktober die vom Danish Institute for Human Rights (DIHR) mitorganiserte Anti-Trafficking-Konferenz im Rathaus statt.  Eine Foto-Ausstellung visualisierte die Zwangsprostitution von Frauen, die als größte Fallgruppe des Menschenhandels gilt und im Focus der Veranstaltung stand. Mikkel Warming, der Kopenhagener Bürgermeister für Soziales eröffnete die Veranstaltung  mit einer kurzen Einführungsrede. Er gehörte an diesem Tag jedoch leider zur Minderheit.  Denn er ist ein Mann. Von den etwa 150 Teilnehmern waren geschätzte 90% weiblich und 10% männlich, die Musiker, die für die Pausenunterhaltung sorgten, großzügigerweise einberechnet. Wenn Zwangprostitution von Frauen und Maßnahmen zur  Prävention im Zentrum der Veranstaltung stehen, macht es da überhaupt Sinn, wenn kaum Männer im Publikum sitzen und zuhören?

Gleichstellung in Deutschland und dem Norden


KOPENHAGEN. Wenn Gleichstellung bedeutet, dass die Erwerbstätigenquote wie auch Einkommen, Lebenserwartung und Ausbildung von Frauen und Männern gleich sind, dann ist Nordeuropa in diesem Segment mal wieder führend. Die vier Länder Island, Norwegen, Finnland und Schweden toppen nämlich den gestern veröffentlichten Gender Gap Index des World Economic Forum in Davos und der schaut sich ebenjene Werte an. Dänemark landet auf Platz 7, Deutschland auf Platz 13 und damit noch nach Lesotho. Das heißt nicht, dass die Frauen in Lesotho besser ausgebildet sind, mehr ins Erwerbsleben integriert sind, länger leben und besser verdienen als die in Deutschland, sondern, dass der Abstand zwischen den Geschlechtern in Lesotho geringer ist und stärker abnimmt (empfohlen sei den über 300 Seiten starken Bericht zu lesen – heruntergeladen werden kann er hier, meinen Bericht für Die Welt zum Thema gibt es hier zu lesen).

Allerdings hat die Studie des World Economic Forum auch ein Manko. Denn, wenn Männer benachteiligt sind, weil sie beispielsweise an den Universitäten nur noch die Minderheit bilden, wirkt sich das nicht negativ auf die an das Land vergebenen Punkte aus, sondern zählt so viel wie absolute Gleichstellung. So studieren an isländischen Hochschulen fast doppelt so viele Frauen wie Männer – das Land erreicht trotzdem den Topwert in diesem Bereich. Wäre das Verhältnis umgekehrt, wäre der Wert erheblich schlechter.