Munch mal wieder


KOPENHAGEN. Kaum war der Hammer für Munchs „Schrei“ bei mehr als 100 Mio. US-Dollar gefallen, fragte man sich in Norwegen auch schon: Was kann uns das nutzen? Kultur und Politik wollen die Aufmerksamkeit von dem Auktionsrekord auf das Land und dessen Kunstszene lenken. Zu dem Thema morgen, Dienstag, 29. Mai, ein Beitrag von mir bei WDR 3 Resonanzen.

Passenderweise kam die Arbeiterpartei (Ap) in Oslo (dort in Opposition, doch national ist sie die größte Regierungspartei) am vor wenigen Tagen mit dem Vorschlag die U-Bahn-Station beim Munch-Museum doch von Tøyen in „Munch-museet“ umzubenennen. Ap gehört zu jener Minderheit, die den Neubau des Munchmuseums am Platze des derzeitigen Gebäudes realisieren möchte. Derzeit gibt es für keine der Alternativen des neuen Munch-Museums im Stadtrat von Oslo eine Mehrheit. (Zum Thema auch mehr von mir bei artnet, The Art Newspaper und Deutschlandradio Kultur – letzterer Beitrag zeigt, dass das Thema neues Munch-Museum schon lange diskutiert wird.)

Der gute Petter aus Oslo?


KOPENHAGEN.Gutes Tun und drüber reden – das hat der Norweger Petter Olsen geschafft, zumindest hat er es geschafft, den Verkauf von seiner Version von Edvard Munchs „Der Schrei“ wie eine Art Wohltätigkeitsauktion aussehen zu lassen. Er verkaufe, um damit den Bau eines neuen Munch-Museums zu finanzieren. Doch ist er wirklich nur ein Philanthrop oder verkauft er sich einfach nur ähnlich gut wie seinen Schrei? Ich bin der Frage für artnet nachgegangen, das Resultat ist hier zu lesen. Vorab: ein Vergleich Olsens mit Prinz Charles schien mir als Ausgangspunkt angemessen.

Schrei-Käufer enthüllt Dank Twitter?


KOPENHAGEN. Nicht nur vor der großen Munch-Auktion wurde spekuliert, dass Katar Edvard Munchs „Der Schrei“ kaufen will. Auch nach der 120-Mio. Dollar Auktion bei Sotheby’s hieß es – gemeldet von dpa – bald, Katar habe gekauft. Doch nun berichtete gestern die norwegische Zeitung Aftenposten es sei mitnichten das dortige Königshaus, sondern das Getty Museum. Ich twitterte einen Link zu dem Artikel und mein Tweet wurde daraufhin vom Getty Museum als Favorit gekennzeichnet – ein Eingeständnis, dass sie das berühmte Bild wirklich ersteigert haben?

Der Verlust der Stille


Vilhelm Hammershøi (1864 - 1916) Stående nøgen kvinde Statens Museum for Kunst 1909-10
Vilhelm Hammershøi (1864 – 1916) Stående nøgen kvinde Statens Museum for Kunst

KOPENHAGEN.

Der Däne Vilhelm Hammershøi gilt als Meister des stillen Interieurs, Stadtansichten sind ebenso seine Stärke. Die dänische Nationalgalerie setzt ihn jetzt in Kontext zu europäischen Zeitgenossen und versammelt eine Menge hochklassiger Kunst, doch leider widerspricht der Ausstellungsaufbau Hammershøis Qualitäten. Statt Stille herrscht Reizüberflutung. 

Bonnard, Khnopff, Munch, Carriére – die Nationalgalerie hat Arbeiten von sehr bedeutenden Zeitgenossen leihen können. Doch weil der Gedanke der Ausstellung nicht klar wird, wirkt diese Zusammenstellung ein wenig wie Namedropping. Dabei können auch kurze Hinweise manchmal ausreichen, um die Ausstellungsbesucher nicht im Unklaren zu lassen – das zeigten zum Beispiel die Kuratorinnen Christine Heidemann und Anne Kersten mit der gerade zu Ende gegangene Ausstellung Belvedere. Warum ist Landschaft schön?“ im arpmuseum Bahnohof Rolandseck. Meine komplette Ausstellungskritik ist jetzt bei art online zu lesen.  

Ein Teil der ausgestellten Gemälde des Dänen wird am 11. Juni bei Sotheby’s in London für sechstellige Summen versteigert werden.

Das Echo des „Schrei“


KOPENHAGEN. Wer Deutschlandradio hört oder die Websites deutschsprachiger Medien liest (z.B. Focus, Tagesanzeiger, Perlentaucher, ZDF) weiß seit heute morgen oder gar schon gestern abend, dass die Nachfahren von Hugo Simon – Besitzer des Gemäldes „Der Schrei“  bevor es an die Familie Olsen ging – mit dem Verkauf nicht einverstanden sind. Juristisch haben sie keinerlei Bedenken, wohl aber moralisch. Schließlich habe Simon – im Exil, weil vor den Nazis geflohen – das Bild in einer Zwangslage verkauft. Die Meldungen in den deutschen Medien beruhen auf den Recherchen, die ich für „Die Welt“ angestellt habe – angestoßen hatte die Geschichte Kollege Tim Ackermann, der zuvor für die Welt Jan Maruhn und Nina Senger interviewt hatte. Der zugehörige Artikel ist nun auch online zu lesen und zwar hier.

Der Titel des Blogeintrags und meines Welt-Artikels (je nach Version – es gibt verschiedene Überschriften) bezieht sich übrigens auf diese Ausstellung, die im Munch Museum in Oslo und Arken in Kopenhagen zu sehen gewesen ist.

Der letzte Schrei und mehr zu Hause auf dem Bildschirm


KOPENHAGEN. Übermorgen wird nun bei Sotheby’s in New York eine Pastell-Version von Edvard Munchs „Der Schrei“ versteigert. Es ist die einzige in Privatbesitz (derzeit noch von Petter Olsen), drei andere Versionen hängen in norwegischen Museen. Das Munch Museum besitzt die größte Sammlung von Werken des Norwegers und ist beim Google-Art-Project mit dabei. Deshalb kann die dortige Version des Schrei (von 1910) zusammen mit etlichen anderen Werken genauestens daheim am Computer studiert werden und zwar hier und ohne zwei- oder dreistellige Millionen-Summen dafür ausgeben zu müssen (Mittwoch wissen wir, ob es wirklich eine dreistellige Millionensumme wird und wenn, ob in Dollar oder gar Euro).

Außerdem gibt es im e-Museum des Munch Museums noch mehr Informationen online, darunter den berühmten Satz, den Munch zum Gemälde „Der Schrei“ schrieb in englischer Übersetzung (die jetzt zum Verkauf kommende Version ist übrigens die einzige, die mit diesem Text versehen ist).

Der Schrei beim Google-Art-Project

Mögliche Utopie: Schirn-Besucher ersteigern Edvard Munchs „Der Schrei“ kollektiv


KOPENHAGEN. Soeben erreicht mich eine E-Mail-Pressemitteilung der Frankfurter Kunsthalle Schirn mit der Ankündigung, dass bereits 150 000 Besucher die seit Februar geöffnete Ausstellung „Munch – Der moderne Blick“ gesehen haben. Beeindruckend. Das findet auch Direktor Max Hollein, der in der Pressemeldung sagt: „Die Ausstellung ist auf dem besten Weg, die erfolgreichste Schau in der Geschichte der Schirn Kunsthalle zu werden“, so Direktor Max Hollein. „Alle, die sie noch nicht gesehen haben, sollten sie nicht verpassen.“

Zwei Munch-Zahlen und ein Rechenexempel, das zu einer dritten führt: 400. Wenn jeder der 150 000 Besucher 400 Euro zahlen würde, kämen 60 Mio. Euro zusammen. Das sind 80 Mio. US Dollar und damit die Taxe für Edvard Munchs „Der Schrei“, der am 2. Mai bei Sotheby’s in New York versteigert werden soll (und aus der Sammung Petter Olsen stammt). Da klingt dieser doch gar nicht mehr so teuer und nachdem das Frankfurter Städel von den Bürgern für den Umbau großzügige Spenden erhalten hat, vielleicht eine Option, Munchs Schrei doch noch nach Frankfurt zu holen (zur Schirn-Ausstellung gehört nämlich keine der vier Unikate oder auch Multiple von Munchs bekanntestem Motiv). Ist nur ein Rechenexempel, aber zeigt, was machbar wäre mit noch mehr bürgerlichem Engagement für die Kunst (und wenn die Gebote auf 100 Mio. Euro hochschnellen, sind es halt ewas mehr als 600 Euro pro Person. Wobei, bis dahin wird auch die Munch-Ausstellung in Frankfurt noch mehr Besucher anziehen – die  Ausstellung ist noch bis zum 28. Mai 2012 geöffnet.). Für das Magazin von artnet schrieb ich eine Kritik zur Frankfurter Ausstellung und in der aktuellen Ausgabe von art ist auf Seite 112 von mir ein Text zur Auktion.

Heute lädt die Schirn übrigens zum Edvard Munch Filmabend. Hier ein Film von Munch mit Joachim Króls Stimme:

Munch, zum Schreien teuer


KOPENHAGEN. Das Auktionshaus Sotheby’s hat heute vermeldet, eine Version des Gemäldes „Der Schrei“ von Edvard Munch (1863-1944) zu versteigern. Es ist das einzige handelbare Exemplar des bekanntesten Motivs von Munch – alle anderen Schrei-Gemälde sind im Besitz norwegischer Museen und die verkaufen bekanntlich nicht, Lithographien haben auch deutsche Museen.

Erste Schätzungen lauten deutlich über 50 Mio. Euro. „Der Schrei“ ist auch deshalb so berühmt, weil er (in jeweils unterschiedlichen Versionen) gleich zweimal gestohlen und wieder aufgetaucht ist. Auch die Aufmerksamkeit, die das Werk durch diese Diebstähle bekommen hat, dürfte zum beträchtlichen Preisanstieg der Bilder Munchs beigetragen haben. Diese These wird bereits in diesem Text von mir für The Art Newspaper im Sommer 2008 vertreten.