KOPENHAGEN. Warum nicht einmal ein wenig Entschleunigung und jetzt erst, in der nach-Nobel-Woche über die Nobelpreise schreiben. Als die Auserwählten, die im Dezember den Friedens- und den Literaturnobelpreis entgegennehmen werden, verkündet wurden, war ich gerade zu Ausstellungen und Interviews in London. Deshalb also erst jetzt mein Hinweis auf mein Interview, das ich von dort mit Friedensnobelpreis-Kritiker Frederik Heffermehl für den Focus machte. Kritische Anmerkungen zum Konzept der Nobelpreise auch von Aant Elzinga, dazu exklusiv im Blog ein kurzer Fließtext von mir basierend auf einem Gespräch mit Elzinga:
Zweimal im Jahr vergessen alle Menschen auf der Erde, wie sehr sie sich in der Schule durch Biologie- und Chemiestunden gequält haben und wie herzlich wenig sie die zeitgenössische Literatur letztlich interessierte. Denn zweimal im Jahr ziehen die Nobelpreise das Interesse der Öffentlichkeit auf sich: Anfang Oktober, wenn die Preisträger bekannt gegeben werden und Anfang Dezember, wenn die wohl bekannteste aller Ehrungen unter Anwesenheit der Königspaare in Stockholm und Oslo vergeben werden. Doch viele Wissenschaftler halten die Nobelpreise in etwa so passend wie Republikaner die Monarchie. Sie rufen nach Reformbedarf. ”Das ist ein archaischer Preis”, sagt Aant Elzinga, emeritierter Professor an der Universität Göteborg. Als Alfred Nobel starb, wurde Forschung noch von Tüftlern betrieben, die alleine im stillen Kämmerlein eine große Entdeckung machten”, so Elzinga. Heute hingegen arbeiten Naturwissenschaftler in Gruppen, die wiederum Teil von Konsortien wie dem Kernforschungszentrum CERN sind, die aus mehreren tausend Leuten bestehen können. ”Das sind viele Menschen, die über Ländergrenzen hinweg an Projekten arbeiten. Durch den Nobelpreis geehrt werden dürfen aber maximal drei Leute, damit gehen viele leer aus”, sagt Elzinga.